Glücklich mit und ohne Geld: Was hat das mit Weihnachten zu tun? Nun, aus meiner Sicht sehr viel, denn kaum eine Zeit ist dem Kommerz so geschuldet wie die Weihnachtszeit. Es gibt Branchen, die in den vier Wochen vor Weihnachten fast 90 % ihres Jahresumsatzes tätigen.
Weihnachten ist zwar traditionell auch das Fest der Liebe und der Familie. Trotzdem sind gerade Weihnachten viele Menschen einsam und allein. Nicht nur ältere Menschen, die keine Kinder haben, betrifft das. Auch immer mehr jüngere Menschen sind betroffen in einer Gesellschaft, die auf Persönlichkeitsentfaltung und Individualität setzt. Dann, zu Weihnachten, wird die fehlende Familie plötzlich schmerzlich vermisst und die Einsamkeit meldet sich.
Vielen alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern geht es ähnlich, wenn Sie Weihnachten allein verbringen. Mein Sohn fand es immer sehr traurig, nach der Trennung seiner Eltern plötzlich auch keine Familie mehr zu haben. Keine Besuche mehr von Großmüttern, Großvätern oder Tanten, keine Weihnachtsgeschenke, keine Zeit, keine Zuwendung und auch keine Liebe. So sehr ich mich auch anstrengte, um seine Wünsche zu erfüllen, die Traurigkeit blieb.
Weihnachten wie damals vor 2019 Jahren
Dieses Jahr wollten wir etwas anderes probieren, mein inzwischen großer Sohn und ich. Etwas Sinnvolles. Die Idee hatte ich schon länger. Im Internet wurde ich schnell fündig: die offene Nacht des CVJM im Konsul-Hackfeld-Haus. Dort können Menschen die Weihnachtsnacht verbringen, die oft Nichts und Niemanden mehr haben. Nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf. Genauso wie diese Familie in der Weihnachtsgeschichte.
Weihnachten allein zu sein, ist eine Sache. Aber Weihnachten allein zu sein und nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf zu haben, ist noch mal eine andere Sache.
Beim Vorbereitungsabend erfuhr ich dann, dass sich noch immer nicht viel geändert hat in den letzten 2.019 Jahren. Genauso wie damals, als diese obdachlose hochschwangere Frau und ihr Mann verzweifelt auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht waren, geht es heute noch vielen Menschen. Der CVJM ist die einzige Institution in unserer Stadt, die das mit der christlichen Nächstenliebe und der Gastfreundschaft offensichtlich richtig verstanden hat. Dort sind auch wohnungslose Menschen willkommen.
Kurios eigentlich, wenn man mal bedenkt, dass das ganze Weihnachtsfest auf dieser Geschichte beruht. Da wurde ein Kind in einem Kuhstall geboren, weil seine Eltern kein Dach über dem Kopf hatten. Das wird nun seit mehr als 2.000 Jahren gefeiert. Trotzdem haben immer noch so viele Menschen kein Dach über dem Kopf. Und wissen Weihnachten nicht wohin. Dabei ist Deutschland ein so reiches Land …
Es war eine sehr intensive Nacht. Sie hat mir viele Erkenntnisse beschert und meinen Blickwinkel erweitert. Und mich sehr nachdenklich gestimmt. Das hält auch immer noch an.
Meine 3 wichtigsten Erkenntnisse der Heiligen Nacht:
Laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) waren 2018 in Deutschland 678.000 Menschen ohne Wohnung. In Deutschland gibt es keine bundeseinheitliche Wohnungsnotfall-Berichterstattung. Dafür gibt es nach Ansicht der Bundesregierung keine Notwendigkeit und auch keinen besonderen Handlungsbedarf. Trotz der zunehmenden Wohnungsnot und für viele Menschen unbezahlbarer Mieten.
Erkenntnis Nr. 1: Glücklich mit und ohne Geld: je knapper, desto wichtiger
In Zeiten großer Wohnungsnot und zunehmender Armut, kann es viele Menschen treffen, plötzlich wohnungslos zu werden. Es ist erschreckend, wie schnell es passieren kann und welche Auslöser, wie Arbeitsplatzverlust und Krankheit dazu führen können. Auch immer mehr allein erziehende Mütter, Rentnerinnen und Rentner sind von dem Problem betroffen.
Die Probleme der Armut und Wohnungslosigkeit werden weiterhin steigen, wenn sich gesellschaftlich und politisch nicht etwas ändern. Das ist auch nicht so einfach mit Weihnachtsgeschenken oder Spenden zu beseitigen. Weder mit Zeit noch mit Geld. Das ist ein strukturelles und Problem. Es spiegelt unsere persönlichen und gesellschaftlichen Werte und Absichten wieder.
Erkenntnis Nr. 2: Glücklich mit und ohne Geld: Ausdruck unserer Werte und Projektionen.
Erst dann, wenn Fälle von Armut und Wohnungslosigkeit ein Gesicht und einen Namen haben und wir eine Beziehung aufbauen, bekommen Sie für uns auch eine Relevanz. Denn die entsteht nur durch persönliche Betroffenheit. Sonst geht es nur um statistische Zahlen, egal ob Mensch oder Euro. Zahlen haben keine Gesichte und keine Namen
Genau das ist häufig auch das Problem beim Geld: Wir sehen immer nur die Zahlen, aber nie den Wert, wie bei den Statistiken. Geld ist eine Projektionsfläche. Es hat immer den Wert, den wir ihm beimessen. Wenn wir nur noch Erfolg, Leistung und Unabhängigkeit auf Geld projizieren, wird die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgehen, bis es uns vielleicht irgendwann selbst trifft. Auch Isolation und Einsamkeit und die Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit werden weiter zunehmen.
Vielleicht wäre es gut, wenn auch einige Politiker mal die Weihnachtsnacht mit Menschen verbringen würden, die von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind. Das könnte einige Horizonte erweitern.? Es könnte dem „Glücklich mit und ohne Geld“ eine ganz neue Bedeutung verleihen.
Es ist wichtig, dass wir uns unsere Projektionen auf Geld bewusst machen. Ebenso, dass wir unser persönliches Wertesystem immer wieder hinterfragen. Es macht einen Unterschied, in welchem Kontext und mit welchem Bewusstsein wir Geld zahlen, schenken oder spenden. Denn Geld kann, auch wenn es sich um ein und denselben Betrag handelt, sowohl Ausdruck von Liebe als auch von Gleichgültigkeit oder Desinteresse sein.
Es hängt immer davon ab, welchen Standpunkt wir einnehmen und welche Absicht wir verfolgen.
Erkenntnis Nr. 3: Glücklich mit und ohne Geld: Liebe, Dankbarkeit und Verantwortung
Es war eine besondere Weihnachtsnacht. Natürlich hat auch Geld eine Rolle gespielt und mein Sohn, hat sein Geschenk bekommen. Als Student hat er immer Bedürfnisse. Schließlich war ich ja selbst mal Studentin und erinnere mich noch gut daran. Doch die schönsten Geschenke waren in diesem Fall nicht mit Geld zu bezahlen.
Liebe
Die schöne Zeichnung, die mein künstlerisch begabter Sohn für mich als Weihnachtsgeschenk gefertigt hat, ist ein sehr wertvolles Geschenk. Sie ist ein Ausdruck von Liebe. Sie hat ihn nicht sehr viel Geld gekostet, aber viel Zeit, Fleiß und Durchhaltevermögen.
Dankbarkeit
Auch die Bereitwilligkeit, die Vorurteilsfreiheit und die Freude, mit der er meine Idee zur Weihnachtsnacht aufgriff und sich tatkräftig engagierte, hat mich mit Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Das waren für mich die größten Geschenke und sie waren nicht mit Geld zu bezahlen.
Auch die Erfahrungen und Erkenntnissen waren für mich ein echter Glücksgewinn. Es war ein deutlicher Schritt raus der Komfortzone und hinein in das unbekannte Terrain. Ich war im Vorfeld schon ein wenig unsicher, was mich erwartet: der anstrengende nächtliche Einsatz und die vielleicht tragischen und zu Herzen gehenden Schicksale …
Verantwortung
Aber auch die Wichtigkeit der eigenen finanziellen Vorsorge und Absicherung und der Übernahme finanzieller Verantwortung, insbesondere uns Frauen betreffend, ist mir in dieser Nacht wieder einmal sehr deutlich geworden. Glücklich mit und Geld hat sehr unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem ob Geld im Übermaß vorhanden oder ob es gerade knapp ist. Gerade wenn es fehlt und knapp ist, ist es wichtiger denn je.
Der Sinn einer Tätigkeit als Finanzplanerin und Finanzcoach
Auch das war ein dankbares Geschenk für mich: die Erkenntnis, wie wichtig meine Tätigkeit als Finanzplanerin und Coach ist. Gerade Frauen brauchen noch viel Finanwissen und Beratung, um im Ruhestand gut versorgt zu seine und gute Finanzentscheidungen treffen zu können.
Auch das ist ein Geschenk: den Sinn in der eigenen Tätigkeit zu sehen. Dieser Sinn ist leider vielen Menschen abhanden gekommen – gerade in der Finanzbranche.
Auch wenn ich die Politik nicht ändern kann, so kann ich doch durch meine Tätigkeit Menschen und vor allem meine Kundinnen und ihre Familien, beraten, coachen und unterstützen, mit den Zielen:
- gute Finanzentscheidungen zu treffen
- ausreichend für Ruhestand und Alter vorzusorgen
- genug Liquiditätsreserven zu haben und
- bei finanziellen Krisen Lösungen zu finden und umsetzen.
Ich freue mich darauf,
auch im Jahr 2023, für Sie tätig sein zu dürfen.