Rentenlücke: warum Frauen wie Christina sich kümmern müssen

Rentenlücke: Christina mit Tochter

von Kornelia Rendigs | veröffentlicht am 21. Jan 2024 | aktualisiert am:  29. Mrz 2024

Wer im Ruhestand einigermaßen den Lebensstandard halten will, muss die Rentenlücke schließen. Das weiß auch Christina. Sie ist jetzt 42 und war in den letzten Jahren während ihrer Familienphase nur in Teilzeit beschäftigt. Das ging nicht anders, denn ihr Mann war beruflich viel unterwegs. Deshalb musste sich Christina um Kind und Haushalt und um viele andere Dinge kümmern. Langsam dämmert ihr, dass sie sich jetzt dringend um noch etwas kümmern muss: ihre Rentenlücke.


Für Frauen ist die Rentenlücke in zweierlei Hinsicht brisant:


1. Die Lücke, die zwischen der gesetzlichen Rente und dem ehemaligem Nettoeinkommen besteht.

2. Die sogenannte Gender Retirement Gap – die Lücke, die zwischen den Renten der Männer und den Renten der Frauen klafft. Frauen bekommen nämlich deutlich weniger Rente als Männer.


Egal wie alt Sie sind, eines ist klar: Sie müssen etwas tun als Frau. Am besten so früh wie möglich. Vor allem aber, wenn sie schon die Altersgrenze von 40 oder 50 Jahren überschritten haben. Das wird nun auch Christina klar. Deshalb macht sie sich auf den Weg und informiert sich. Denn wie hoch die Rentenlücke ist und wie sie diese ausgleichen kann, ist ihr immer noch nicht klar. Trotz intensiver Recherche im Internet und in der einschlägigen Literatur: Was unter dem Strich dann netto übrig bleibt, hat sie nirgendwo finden oder berechnen können. Also braucht sie für Beratung und Berechnung die Unterstützung einer Expertin. Eine Finanzplanerin muss her.

Doch der Reihe nach: Wodurch entsteht die Rentenlücke eigentlich und wieso betrifft sie Frauen noch stärker als Männer?


Ursachen der Rentenlücke

Die gesetzliche Rentenversicherung hat eine wechselvollen Geschichte hinter sich. Die wichtigste und heute entscheidende Änderung fiel aber erst in die Zeit der jungen Bundesrepublik:

Die Einführung des Umlageverfahrens – auch „Generationenvertrag“ genannt – im Jahr 1957.

Dem vorausgegangen war, dass die ehemals kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung in den Jahren 1921 bis 1923 nahezu ihr gesamtes Vermögen verloren hatte. Schuld war die „galoppierende“ Inflation. Deshalb wurde 1957 trotz drastischer Kritik das Umlageverfahren eingeführt. Es wird heute auch als. „Generationenvertrag“ bezeichnet.

Statt aus den eingesparten und verzinsten Versicherungsbeiträgen, werden die Altersrenten heute aus den Beiträgen der Arbeitnehmer bezahlt. Quasi von der Hand in den Mund durchgereicht. Funktionieren kann das nur, wenn die Bevölkerungsstärke zumindest konstant bleibt und die Arbeitsproduktivität deutlich steigt. Davon ging man damals aus.

 

„Kinder bekommen die Leute doch immer.“

Legendär ist Konrad Adenauers Satz: “Kinder bekommen die Leute doch immer“. Außerdem war Deutschland das Wirtschaftswunderland. Vom Wirtschaftswunder sollten auch die Rentner profitieren. Deshalb wurde die Rentenhöhe auch noch an die Entwicklung der Bruttolöhne gekoppelt.


Pillenknick versus Generationenvertrag

Pillenknick-und-Rentenlücke

Das war jedoch ein Trugschluss. Sowohl mit dem Kinderkriegen als auch mit dem ständigen Wirtschaftswunder. Denn Anfang der 70er-Jahre kam der „Pillenknick“. Mit der Einführung der Antibabypille wurde die Familiengröße plötzlich planbar. Das war der Beginn der demografischen Wende. Dazu kam die steigende Lebenserwartung. Auch mit der Wirtschaft lief es nicht mehr so wie in den Wirtschaftswunderjahren. Stattdessen kam die Ölkrise und einige andere Krisen. Damit einher ging eine hohe Arbeitslosigkeit und natürlich geringere Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung. Somit nahm das Schicksal seinen Lauf.

Einzig die Lebenserwartung ist weiterhin zuverlässig gestiegen. Also muss auch die Rente immer länger reichen. Zudem werden immer weniger Kinder geboren. Das bedeutet, dass immer weniger Beitragszahlerinnen und Beitragszahler für immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanziell sorgen müssen. Ob dieser Trend so weiter geht, wissen wir nicht. Da streiten sich die Experten. Die Lebensversicherer rechnen vorsichtig: Trotzdem haben auch sie in der Vergangenheit die Lebenserwartung unterschätzt.

Reduzierung des Rentenniveaus

Durch steigende Beiträge in die staatliche Rentenversicherung ist diese Entwicklung zukünftig nicht mehr finanzierbar.

Im Vergleich: 1950 betrug der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung noch 10 %, 1968 waren es 15 % und aktuell liegt der Satz bei 18,6 %.

Bei einem Verdienst von 4.000 € monatlichem Bruttogehalt müssen also 744,00 € in die Rentenversicherung einzahlt werden. Davon übernimmt der Arbeitgeber die Hälfte. Ohne die Reduzierung des Rentenniveaus würden die Beiträge noch viel höher liegen. Das wäre nicht mehr bezahlbar. Trotzdem rechnet die Deutsche Rentenversicherung bereits mit einem weiteren Anstieg auf bis zu 22 %.


Rente mit 67: 20% Rentenkürzung und Mut zur Rentenlücke


Aus der Geschichte der Deutschen Rentenversicherung wurde also eine Geschichte der deutschen Rentenreformen. Lange Zeit wurde versucht, die erreichte Rentenhöhe zu halten.

2007 wurde dann erstmalig eine Rentenkürzung beschlossen, und zwar eine heftige: die Rente mit 67!

Zwei Jahre länger arbeiten zu müssen bedeutet vier Jahre Verlust: Denn die Beitragszahlungsdauer verlängert sich um 2 Jahre, während die Renten-Leistungsdauer um 2 Jahre reduziert wird. Bei einer vorher durchschnittlichen Rentenbezugsdauer von 20 Jahren war das nun eine Kürzung um 20 %

Doch damit nicht genug. Um die Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung im Rahmen zu halten, wurde das Rentenniveau weiter reduziert. Während 1978 das durchschnittliche Rentenniveau noch bei 59,5 % des Nettogehaltes lag, sind es heute aktuell nur noch 48 %. Wie sich das Rentenniveau weiterhin entwickeln wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehört neben den demografischen Faktoren auch die Arbeitsmarktlage.

In jedem Fall wird es 2021 schon mal wieder eine Nullrunde geben dank Corona und den Folgen.


Christinas 2 Erschwernisfaktoren in Sachen Rente


Für Christina kommt beim Thema Rentenniveau zwei erschwerende Faktoren hinzu:

  1. Durch ihr Studium wird sie die Lebensarbeitszeit des sogenannten Eckrentners nicht mehr erreichen können. Das bedeutet, dass Sie auch das Rentenniveau von 48 % kaum erreichen kann.
  2. Außerdem und noch erschwerender: Kinderzeit und Teilzeitbeschäftigung. Eine der hauptsächlichen Ursachen für die Ungleichheit. Wenn Christinas Kinder später Beiträge in die Rentenversicherung zahlen, werden Sie zu einem Großteil die Renten der kinderlosen Rentner finanzieren. Für ihre eigene Mutter kommt dabei nicht viel rum.

Gender Pension Gap – die Rentenlücke der Frauen

Laut einer jüngst veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beträgt der sogenannte Gender Pension Gap, die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern, in mehr als der Hälfte der untersuchten EU-Mitgliedstaaten bis zu 69 Prozent.

Einzig bei einem Land gibt es quasi keine Lücke. Das ist Estland. Ansonsten fällt der Gender Pension Gap unter den untersuchten 18 EU-Staaten vor allem in Skandinavien und Osteuropa geringer aus. Die größte Ungleichheit unter Rentenbeziehern gibt es in Luxemburg, Portugal, Deutschland und den Niederlanden.

Deutschland sieht bei dem Vergleich ziemlich schlecht aus. Bezogen auf alle Älteren über 65 Jahre ergibt sich laut dieser Studie hierzulande ein Gender Pension Gap von 56 Prozent. In einem reichen Land wie Deutschland müsste das doch wohl eher ein Armutszeugnis sein ….

Gender-Pension-Gap die Mutterfalle

Gründe für die Ungleichheit

Wenn Frauen bereits in ihrem Erwerbsleben nicht verdienen, was sie eigentlich verdienen müssten, hat das auch auf ihre späteren Renten gravierende Auswirkungen. Aus der Gender Pay Gap wird unweigerlich die Gender Pension Gap.

Dazu kommen unterbrochene Erwerbsbiografien. Weder für die Kindererziehung noch für die Pflege der Eltern gibt es angemessene Rentenansprüchen. Verfügt dazu der Mann als qualifizierter Hauptverdiener über ein überdurchschnittliches Einkommen, steigt die Differenz noch stärker.

Viele Frauen bleiben zudem in der Teilzeitfalle stecken. Weil Arbeitgeber lieber jüngere, preiswertere Arbeitskräfte einstellen, schaffen sie es nicht ihre Arbeitszeit wieder aufzustocken.


Rentenlücke: Christinas persönliche Lücke und Ihr Vorsorgebedarf

Was von Christinas Rente übrig bleibt

Christina hat sich von mir Ihre Rentenlücke berechnen lassen. Außerdem die nötigen Beiträge für den Lückenschluss. Ihr Anspruch auf Altersrente beträgt 697 €. Davon gehen dann im Ruhestand 139 € Steuern ab. Vorausgesetzt, sie wird auch dann noch mit Ihrem Ehemann Daniel gemeinsam besteuert. Denn seine Rente sieht natürlich ein bisschen besser aus.

Nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherung bleiben ihr 483 € Netto-Rente übrig. Allerdings kann sie sich dafür in 25 Jahren nicht mehr allzu viel kaufen. Denn bei 2 % Inflation schwindet die Kaufkraft deutlich. Sie beträgt gerade mal noch 294,40 €. Wenn Daniel vor ihr stirbt sieht es düster. Die Ehe ist eben keine Altersvorsorge.


Statt Mut zur Lücke – Rentenlücke schließen

Um diese Lücke zu schließen und auf eine Netto-Wunschrente von 1.800 € zu kommen müsste Christina monatlich 1.121 € bei 5 % Rendite ansparen. Wenn Sie noch fünf Jahre wartet, sind es schon 1.741 €. Auch die Rendite spielt eine große Rolle: Auf dem Tagesgeldkonto mit Null Zinsen müsste sie 1.923 € monatlich ansparen.

Selbst mit Daniels Spitzeneinkommen ist das nicht zu schaffen, denn das Haus muss auch noch abbezahlt und die Ausbildung Ihrer Tochter finanziert werden.

Rentenluecke schließen

Christinas Ruhestandsplanung und Vorsorgestrategie

Fazit für Christina: Sie sieht nun zu, dass sie baldmöglichst ihre Stundenzahl wieder erhöhen kann. Notfalls nimmt sich auch einen Zweitjob oder einen Arbeitsplatzwechsel in Kauf. Zusätzlich entschließen sich Christina und Daniel eine Basisrente für Christina und gemeinsam einen Fonds-Sparplan abzuschließen.


Fazit: Gewissheit kann der Motor zum Handeln sein

Der Fall Christina hat mir einmal wieder vor Augen geführt, wie wichtig die Finanzplanung gerade für Frauen ist. Wenn Frauen wissen, worum es geht und was das Ziel ist, dann können Sie oftmals Berge versetzen. Auch wenn die weiblichen Wunderberge überwiegend noch ein Schattendasein führen.

Allerdings sind auch die Wunderwaffen einer Frau nicht grenzenlos und unerschöpflich einsetzbar. Die vielen Frauen, die alleinerziehend und alleinverdienend den Familie-Beruf-Spagat auf dem Drahtseil in 30 Meter Höhe turnen, haben in aller Regel weder Netz noch Boden und vor allem keine Altersvorsorge.

Wenn Ihre Kinderchen dann endlich volljährig sind und im Berufsleben stehen, dürfen sie diese auch noch zur Adoption freigeben: Die Deutsche Rentenversicherung nimmt sie gerne. Da gibt es in jedem Fall reichlich politischen Handlungsbedarf, sofern sich denn die richtigen Politikerinnen für diese Aufgabe finden.

Einstweilen jedoch hilft nur: Help yourself oder hilf dir selbst. Es ist alles besser, als den Kopf in den Sand zu stecken. Deshalb sprechen wir im Finanzcoaching auch immer über mögliche und zukünftige Lösungen. Denn Problem gibt es ja schon genug.


Ihre Investition in den Lückenschluss: Altersvorsorgeplanung


Wenn es Ihnen wie Christina geht und Sie endlich Klarheit haben wollen, brauchen Sie eine Ruhestands- und Finanzplanung. Mit ihr haben Sie eine solide Planungsgrundlage, alle Zahlen, die Sie wissen müssen und die Möglichkeit, verschiedene Szenarien berechnen zu lassen:

  • Berechnung der Netto-Rente nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen
  • Ermittlung der Rentenlücke
  •  Berücksichtigung von Inflation und Kaufkraftverlust
  •  Hochrechnung der erforderlichen Sparbeiträge und/ oder Kapitalsumme
  • Steuerlicher Vergleich der unterschiedlichen Vorsorgemöglichkeiten
  • Berücksichtigung unterschiedlicher Renditen
  • Rendite-Risiko-Relation
  • Persönliches Risikoprofiling

Die Planung erfolgt auf Honorarbasis zum jeweils aktuellen Stundensatz.

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Wer schreibt hier?

Kornelia Rendigs

Kornelia Rendigs, Ihr Frauen-Finanzcoach: Diplom-Ökonomin Leibniz Universität Hannover, Ruhestandsplanerin, zertifizierte Vorsorgeberaterin (Duale Hochschule BW Karlsruhe), FCM Finanz Coach, seit 26 Jahren als Frauen-Finanzberaterin tätig, davon seit 17 Jahren selbstständig im eigenen Unternehmen.

Beratung und Coaching für Frauen sind meine große Leidenschaft, ebenso wie mein Interesse an wissenschaftlichen Themen: passives Investment, Finanzpsychologie und Financial Behaviour. Vorsorge-Themen und Versicherungen gehören für mich zum Pflichtprogramm, denn finanzielle Absicherung ist für Frauen genauso wichtig wie für Männer. Natürlich gehören regelmäßige Fortbildungen und Marktüberblick selbstverständlich dazu.

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