5 Gründe warum Finanzplanung für Frauen so wichtig ist

jung Frau umarmt und begleitet alte Frau -Finanzplanung Frauen - Pflege und Betreuungsarbeit

von Kornelia Rendigs | veröffentlicht am 17. Mrz 2023 | aktualisiert am:  29. Mrz 2024

Die wichtigsten 5 Gründe, warum Sie als Frau eine Finanzplanung brauchen:

Finanzplanung für Frauen ist heute wichtiger als je zuvor. Denn noch immer sind Frauen sowohl während der Erwerbsphase als auch im Ruhestand finanziell sehr viel schlechter gestellt als Männer. Wenn es um die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen geht, sind es vor allem Frauen, die sich für diese unbezahlte Fürsorgearbeit eine Auszeit nehmen.

Sie arbeiten dann meist in Teilzeit und erzielen dementsprechend weniger Einkommen. Folglich sind Frauen besonders stark von Altersarmut bedroht. Trotzdem kümmert sich jede dritte Frau zwischen 35 und 55 Jahren nicht um ihre private Altersvorsorge, wie eine aktuelle Studie von Amundi Asset Management aufzeigt:

  •  44 Prozent der zwischen 35- und 55-Jährigen beschäftigen sich nicht mit dem Thema
  • 32 Prozent sparen gar nicht und 37 Prozent nur unregelmäßig für ihre private Altersvorsorge
  • 61 Prozent betrachten klassische Anlageformen als nicht mehr ausreichend, obwohl 59 Prozent ausschließlich in ihnen investiert sind
  • 79 Prozent der befragten Frauen erwarten aufgrund ihrer Erwerbsbiografien im Alter eine Versorgungslücke

1. Grund: Gender Pay Gap – Die ungleiche Bezahlung bereits beim Taschengeld

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Einkommensungerechtigkeit zwischen Frauen und Männer beginnt bereits im Kindesalter beim Taschengeld. Eine britische Studie deckte auf, dass die „Gender Pay Gap“ nicht nur in der Arbeitswelt existiert. In der „Pocket Money Survey“ der Halifax Bank kam heraus, dass britische Jungen durchschnittlich zwölf Prozent mehr Taschengeld erhalten als Mädchen. Dieser Gender Pay Gap war auch für die Verfasser der seit 1987 jährlich erscheinenden Untersuchung überraschend. Unterschiede hatte es auch früher gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß.

Gender Pay Gap Taschengeld

Taschengeld-Falle auch in Deutschland

Nicht nur in Großbritannien gibt es die Unterschiede beim Taschengeld. In einer Studie der Landesbausparkassen wurde bereits im Jahr 2009 das gleiche Phänomen auch in Deutschland festgestellt. Damals erhielten Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren monatlich 16 Euro. Die Jungs erhielten mit 19 Euro pro Monat beinahe 19 Prozent mehr Taschengeld.

Laut Hannah Maundrell, Chefredakteurin beim britischen Finanzvergleichsportal Money.co.uk. verheißt die Ausweitung der Taschengeld-Lücke nichts Gutes: „Wenn wir jemals gleiche Gehälter für Männer und Frauen am Arbeitsplatz erreichen wollen, müssen wir das Selbstbewusstsein der Mädchen stärken, damit sie hart verhandeln können und keine Angst haben, ein höheres Gehalt zu fordern. Dies muss zuhause beginnen.“

Die Bescheidenheitsfalle

Die Realität jedoch sieht anders aus: Noch immer wird Mädchen „Bescheidenheit“ eingeimpft. Eine offene Forderungshaltung und Verhandlungsgeschick gelten immer noch als unweibliche 

Charakterzüge, die bei Mädchen als unschicklich gelten. Kein Wunder also, wenn Mädchen dann als erwachsene Frauen noch immer hinten anstehen, weil sie sich nicht zu verhandeln trauen.
Das rächt sich dann spätestens im Alter: geringere Bezahlung führt auch zu geringeren Rentenansprüchen. Auch bei Scheidung stehen Frauen schlecht dar.


Finanzplanung für Frauen: Der erste Schritte in Richtung Gewissheit

Deshalb ist es gerade für Frauen so wichtig, in die eigene Vorsorge zu investieren und dies auch in der Familien-Finanzplanung zu berücksichtigen. Nur wenn Sie sich als Frau wirklich mit den Zahlen auseinandersetzen, wird Ihnen auch die Bedeutung und die Tragweite der Vorsorge- und Finanzplanung. Keine Angst: Sie brauchen ja nicht selbst zu rechnen. Eine Ruhestands- und Vorsorgeplanung ist eine Investition fürs Leben und kann Ihnen sehr Klarheit, Gewissheit und damit auch Sicherheit bringen. Natürlich ist wichtige die Finanzplanung von Zeit zu Zeit anzupassen, denn das Leben verläuft nun mal nicht immer zu 100 % so wie geplant.


2. Grund: Sorge und Betreuung für die Familie

Frauen stellen noch immer viel häufiger die eigene Berufstätigkeit zurück, um Kinder oder pflegebedürftige Eltern zu betreuen als Männer dies tun. Oft ist den Frauen gar nicht bewusst, wie sehr sie sich selbst schaden, wenn sie „finanzielle Unabhängigkeit“ leben und nun alles allein schaffen wollen.

Wenn Frauen in der Kindererziehungsphase die eigene Berufstätigkeit einschränken oder sogar vorübergehend aufgeben, dann schränken sie häufig ihre Sparverträge und Rentenverträge für die Ruhestandsplanung ein. Der Partner arbeitet in aller Regel weiterhin Vollzeit. Er zahlt volle Beiträge in die Rentenversicherung ein und bedient auch die Verträge zur privaten Absicherung weiter.


Verhandeln statt Hoffen

Für viel Frauen ist es immer noch schwierig, sich mit dem eigenen Partner in Verhandlung zu treten. Denn Frauen haben meistens nicht gelernt zu verhandeln, wie schon die Lücke beim Taschengeld zeigt. Viele Frauen leben in der Hoffnung, dass ihr Partner gut für sie sorgen wird und werden im Trennungsfall bitterlich enttäuscht.

Fangen Sie deshalb frühzeitig mit der Finanzplanung an, damit Sie Ihrem Partner die Zahlen schwarz auf weiß präsentieren können. Wissen ist Macht –Expertinnen-Macht.

Care-unbezahlte Sorge

Die Zahlen im Hinterkopf haben

Es ist wichtig, die Zahlen im Hinterkopf zu haben und die Sparraten für das passive Einkommen automatisiert und regelmäßig dynamisiert in die entsprechende Vorsorge- oder Sparanlage fließen zu lassen. Denn wenn das Einkommen erst einmal im Kopf bereits „verkonsumiert“, wird es äußerst schwierig, noch etwas für die Vorsorge abzuzweigen.



3. Trennung und Scheidung

Armutsrisiko Scheidung

Trotz der hohen und immer noch steigenden Scheidungsraten wird dieses Risiko in der Lebens- und Finanzplanung von Frauen kaum berücksichtigt? Doch gerade Frauen sind von Scheidungen viel härter betroffen: Sie haben Ihre Karriere zugunsten der Kinder zurückgestellt haben und nach der Scheidung müssen sie die minderjährigen Kinder allein versorgen.

Im Scheidungsrecht ist ein finanzieller Ausgleich für solche Probleme nicht mehr vorgesehen. Frauen haben keinen Anspruch mehr für Unterhalt nach der Scheidung, wenn ihre Kinder schon älter als drei Jahre sind. Ihnen kann dann zugemutet werden, den Lebensunterhalt für sich und teilweise auch für die Kinder zu erwirtschaften.


Care-Gap-Scheidungsfalle

Obwohl nach einer Scheidung beide Ex-Eheleute finanziell für sich selbst sorgen müssen, gibt es keine gesetzlich Regelung zur Kinderbetreuung.

Die bleibt auch nach der Scheidung an der Mutter hängen. Nur 5 % der alleinerziehenden Eltern sind Väter. Das sagt ja wohl alles.

Unterhaltsvorschuss statt Altersvorsorge

Besonders schlimm dabei: Obwohl die geschiedenen Männer ihre Arbeitszeit nicht für Kinderbetreuung reduzieren, schaffen es viele nicht einmal den Kindesunterhalt zu zahlen. Da der staatliche Unterhaltsvorschuss die Lücke nicht annähernd schließen kann, bleibt für die eigene Altersvorsorge der meisten Frauen nichts übrig. Ein riesiges Problem, das seitens der Politiker*innen gerne unter den Teppich gekehrt wird. Auch hier muss politisch noch viel getan werden um Finanzplanung für Frauen zu einer Selbstverständlichkeit zu machen.

Der „Was-wäre-Wenn-Fall“ wird selten zu Beginn einer Familien- und Finanzplanung berücksichtigt. Gerade hier ist ein Umdenken erforderlich und gute Beratung nötig. Die Finanzplanung einer Familie sollte auch dieses Risiko berücksichtigen und bestenfalls schriftlich festgelegt werden. Am besten in einem notariell beglaubigten Ehevertrag.


4. Grund: Pink Tax – Höhere Lebenshaltungskosten

Pink Tax - höhere Preise für Konsumausgaben für Frauen


Kennen Sie das Zitat von Barack Obama, in dem er sinngemäß fragt:

„Wie kann es angehen, dass Michelle für die Reinigung ihrer Bluse mehr als doppelt so viel zahlen muss wie ich für mein Hemd?“

Eine interessante Frage, nicht wahr?

Untersuchungen in den USA haben aufgezeigt, dass Frauen nicht nur höhere Kosten für Kosmetik, Kleidung und anderen persönlichen Lebensbedarf haben. Sie zahlen auch häufig beim Immobilien- oder Autokauf höhere Preise als Männer.

Frauen lieben das Feilschen und Verhandeln nicht besonders und sind häufig auch noch schlechter informiert als Männer. Sicherlich ist es leider nicht möglich, diese höheren Kosten generell zu vermeiden oder die Unterschiede zu beseitigen. Welche von uns hat schon den Mut und die passende Kopfform für einen Herrenhaarschnitt? Doch viele Kaufentscheidungen können im Rahmen einer soliden Finanzplanung, die auch langfristige Ziele wie den Ruhestand berücksichtigt, anders getroffen werden.


Finanzplanung für Frauen statt Konsumfalle und Prokrastination

Die Einstellung, „ich lebe doch heute und nicht später“, ist eine sehr kurzfristige Haltung, die später zur Altersarmut führen kann. Ich glaube, dass Frauen, die sich regelmäßig mit Ihrer Finanzplanung auseinandersetzen und Zahlen im Hinterkopf haben, auch eher bereit, sind auf Konsum zu verzichten für ein passives Einkommen im Ruhestand. Deshalb schieben Sie das Thema nicht auf die lange Bank und lassen Sie so früh wie möglich eine Ruhestandsplanung erstellen oder fangen Sie einfach selbst damit an. Die Finanzrechner geben Ihnen die Möglichkeit, Ihre Rentenanwartschaft ungefähr zu ermitteln und andere Berechnungen anzustellen.

Es ist nie zu spät Frieden mit den Zahlen und der Finanzmathematik zu schließen. 😉


5. Grund: Gender Investment Gap – schlechtere Finanzanlagen und Renditen

Untersuchungen in den USA zeigen, dass Frauen häufig viel mehr sparen als Männer. Jedoch kommt weit weniger dabei für sie heraus. Auch wenn es in Deutschland keine wirklich zuverlässigen Studien dazu gibt, sieht es aus meiner Erfahrung als Finanzberaterin hier keineswegs besser aus. Noch immer sparen Frauen überwiegend auf schlecht verzinsten Tagesgeldkonten und Bausparverträgen oder sogar Sparbüchern. Auch wenn die Zinsen dort allmählich gegen Null gehen und die Inflation bereits die Substanz aufzehrt, verändert sich nur wenig und vor allem langsam. Frauen investieren viel seltener in langfristig profitablere Investmentfonds und wenn dann nur mit sehr geringem Aktienanteil.

Da Frauen sich im Hinblick auf die eigene Risikobereitschaft, das Wissen über Finanzanlagen und auch den Bedarf im Ruhestand sehr unsicher sind, fällt es ihnen auch sehr viel schwerer als Männer, daran etwas zu ändern.

Umso dringender benötigen Frauen eine Finanzplanung, die Ihnen vor Augen führt, wie hoch der Kapitalbedarf im Ruhestand ist, wie hoch die erforderlichen Rücklagen sein müssen und welchen Einfluss die Höhe der Rendite dabei hat.

Gender Investment Gap

Sicherlich gibt es interessantere Themen als die Finanzen. Doch häufig machen unangenehme Sachen irgendwann sogar Spaß, wenn die anfänglichen Blockaden überwunden sind und ein Gefühl von Sicherheit und Zufriedenheit sich einstellt.
Wichtig ist, dass Sie nach der Finanzplanung auch in die Umsetzung kommen. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass Verhaltensänderungen schwierig sind, wenn wir keine allzu große Motivation dazu verspüren. Deshalb ist die Umsetzung Ihrer Finanzplanung ist nochmal eine ganz andere Hürde …
Doch dazu kommen wir dann beim nächsten Mal.
Ich freue mich, wenn Sie wieder dabei sind.

In diesem Sinne

Kommen Sie gut durch den Finanzdschungel.

Herzlichst

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Wer schreibt hier?

Kornelia Rendigs

Kornelia Rendigs, Ihr Frauen-Finanzcoach: Diplom-Ökonomin Leibniz Universität Hannover, Ruhestandsplanerin, zertifizierte Vorsorgeberaterin (Duale Hochschule BW Karlsruhe), FCM Finanz Coach, seit 26 Jahren als Frauen-Finanzberaterin tätig, davon seit 17 Jahren selbstständig im eigenen Unternehmen.

Beratung und Coaching für Frauen sind meine große Leidenschaft, ebenso wie mein Interesse an wissenschaftlichen Themen: passives Investment, Finanzpsychologie und Financial Behaviour. Vorsorge-Themen und Versicherungen gehören für mich zum Pflichtprogramm, denn finanzielle Absicherung ist für Frauen genauso wichtig wie für Männer. Natürlich gehören regelmäßige Fortbildungen und Marktüberblick selbstverständlich dazu.

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